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Gutartiger Lagerungsschwindel

Der gutartige Lagerungsschwindel ist nach dem sogenannten funktionellen Schwindel die häufigste Schwindelform überhaupt. Er tritt vermehrt in höherem Lebensalter und wesentlich häufiger bei Frauen auf. Bei diesen neigt er auch mehr zu Rezidiven.

Er ist gekennzeichnet durch akute, Sekunden-bis höchstens Minuten dauernde ,heftige Drehschwindelattacken bei Lagewechsel. Das kann beim Umdrehen im Bett passieren oder auch beim Aufrichten nach dem Schuheanziehen. Die Attacken kommen plötzlich aus dem Nichts und sind teilweise so heftig, dass sie Übelkeit mit Erbrechen und auch Panik auslösen können. Hörstörungen sind damit nicht  verbunden. Die Schwindelattacke endet nach wenigen Sekunden und kann bei erneuter Kopf-oder Körperdrehbewegung -meist in eine bestimmte Richtung-erneut auftreten.

Man hat in Studien herausgefunden, dass frühere Schädeltraumen, Migräne in der Anamnese , Hungerepisoden, erniedrigtes Hämoglobin, Kreatinin oder Triglyzeride vermehrt bei Patienten mit Lagerungsschwindel-besonders bei der rezidivierenden Form-auftreten.

Allerdings kann auch eine Hyperlipidämie, sowie Vitamin D-Mangel, Vitamin A-Carotin und Vitamin B2 Mangel mit Lagerungsschwindel assoziiert sein. Außerdem bekommen gestresste Personen leichter einen Lagerungsschwindel.

In meinem Patientenkollektiv mit Lagerungsschwindel finde ich vermehrt Patienten, welche heftig knirschen in der Nacht ( Bruxismus)-ebenfalls nicht selten mit Stress verknüpft. Hier ist im Rahmen eines sogenannten CMD- Syndroms auch durch spezifische Trigger für die Nackenrezeptoren, die Muskulatur der Halswirbelsäule besonders im Bereich des Kopf-Halsübergangs stark verspannt. Hier entstehen auch Wirbelblockaden, Sympathikusaktivierungen und Duraspannungssyndrome . Auch sogenannte Schädelfehler( Fehlstellungen von Schädelknochen gegeneinander zB durch Geburtstraumen, Unfälle, Kieferoperationen oder –Verblockungen , Fehlbelastungen,Kopfstörherde uvm) können nach meinen Erfahrungen eher zu einem Lagerungsschwindel führen.

Ein längerdauernder Lagerungsschwindel kann zu verminderter  körperlicher Aktivität und Sturzneigung führen-was ja nicht verwunderlich ist. Die daraus resultierende Ängstlichkeit kann selbst nach Beendigung des typischen Lagerungsschwindels in eine weitere, längerfristige Schwindelform führen, nämlich des psychovegetativ  mitbedingten funktionellen Schwindels. Überhaupt besteht sehr häufig nach Nachlassen der typischen bewegungsabhängigen Schwindelattacken noch wochenlang ein Unsicherheitsgefühl wie das Gefühl auf  Schiffsplanken zu gehen.

Wodurch entsteht der benigne periphere anfallsartige Lagerungsschwindel?

Neben dem typischen Lagerungsschwindel gibt es noch einige wenige andere Schwindelformen ,die lagerungsabhängig auftreten können. Sie spielen aber eine völlig untergeordnete Rolle.

Beweisend für den sog. gutartigen Lagerungsschwindel ist das positive Dix-Hallpike – Manöver oder auch das diagnostische Semont-Manöver. Hier wird der Patient schnell  in definierte Körperpositionen gebracht, um mit Hilfe einer Frenzel-oder M-Brille (welche auch zu Hause für Angehörige zur Diagnostik verwendet werden kann) die schnellen, attackenweisen  Augenbewegungen( Nystagmen) nachzuweisen. Diese sind häufig( aber nicht immer!)  mit rotatorischer Komponente zum unten liegenden Ohr bei der Seitlagerung gerichtet. Sie dauern nur einige Sekunden an und haben häufig einen crescendo-decrescendo Charakter.

Diese Schwindelanfälle-sichtbar durch die schnellen Augenbewegungen während des Anfalls( Nystagmus) entstehen bei dieser Schwindelform durch Ablösen von Kalziumkarbonatkristallen, welche in einer gelartigen Substanz in den Otolithenorganen abgelagert sind. Die Otolithenorgane sind senkrecht zueinander angeordnet im Vestibularorgan und reagieren auf Beschleunigungsreize.

Aus  bereits genannten, verschiedenen ,teilweise unbekannten Ursachen ,lösen sich Kalziumkarbonatkristalle aus der Gelsubstanz und gelangen in einen oder mehrere der Bogengänge ( insgesamt 6), welche für die Information von Drehbewegungen verantwortlich sind. Hier lösen sie einen Reiz auf sensorische Rezeptoren aus und führen zu Fehlinformationen in den zentralvestibulären Gleichgewichtskoordinationsstrukturen.

Über den betroffenen Bogengang  geben die spezifischen Nystagmusmuster-und Richtungen Auskunft. Deshalb lohnt es sich hier, eine genaue Untersuchung durchzuführen, um nachher auch die richtigen Lagerungsübungen-sogenannte Befreiungsmanöver , auswählen zu können(zB nach Semont, Brandt-Daroff, Barbecue, Eply usw.)

Manchmal allerdings kann man selbst bei bester Untersuchungtechnik den betroffenen Bogengang nicht feststellen, sei es, dass dem Patienten so übel wird, dass er die Provokation nicht durchhält, oder dass einfach kein Schwindelanfall auszulösen ist. Hier kann eine Beobachtung der Nystagmen zu Hause durch Angehörige weiterhelfen oder auch sehr gut ein Video auf dem Smartphone(smart devices).

 

Therapie des gutartigen Lagerungsschwindels

Wie der Name schon sagt, ist diese Schwindelform gutartig, das heisst, sie lässt sich gut therapieren, auch wenn der Patient anfänglich möglicherweise ein Vernichtungsgefühl im Anfall hat und er leider rezidivieren kann.

Es ist manchmal nicht einfach, dem Patienten zu vermitteln, dass nur ein gezieltes Lagerungsmanöver, das durchaus die Schwindelattacken zunächst provozieren kann, die einzig sinnvolle Therapie ist. Medikamentöse Unterstützung ist nicht sinnvoll, allenfalls ganz am Anfang ein Antivertiginosum-keinesfalls als Dauertherapie.

In unserer Praxis bekommen die Patienten nach der Diagnosestellung eine genaue Information über das ausgewählte, passende Lagerungsmanöver und eine Abbildung mit der Übungssequenz mit nach Hause. Die Patienten üben 3x täglich und nach einigen Tagen gibt es eine Besprechung in der Videosprechstunde. Falls keine Besserung aufgetreten sein sollte-was sehr selten ist-kommt der Patient in die Sprechstunde und ich führe selbst ein Befreiungsmanöver durch. Danach muss er wieder üben, es sei denn, die Schwindelanfälle sind weg. Dann sollten die Patienten die Übungsmanöver einstellen. ( Achterbahnfahren kann Lagerungsschwindel auslösen und auch therapieren J)

Solange akuter Lagerungsschwindelbesteht, darf der Patient nicht aktiv am Strassenverkehr teilnehmen.

Auch wenn es keine sicheren Beweise für eine Prophylaxe gibt, rate ich doch zu einem Laborcheck-vor allem hinsichtlich der oben genannten Parameter. Der Vitaminhaushalt-insbesondere Vitamin D-sollte sich im oberen Normbereich bewegen und bei entsprechenden Hinweisen sollte zahnärztlich ein CMD Syndrom abgeklärt und behandelt werden-oft in Zusammenarbeit mit Orthopäden, Physiotherapeuten, Atlastherapeuten, Osteopathen, Podologen, Orthomolekulartheapeuten-und Stressmedizinern-wie es auch in unserer Praxis angeboten wird.

Wichtig ist bei Schwindel -egal welcher Ätiologie -immer eine ausführliche Anamnese und Diagnostik-soweit erforderlich zur Diagnosestellung.

Wir sind auf detaillierte Schwindeluntersuchungen und Therapie ausgerichtet und im Bedarfsfall wenden Sie sich gerne an uns.

Bleiben Sie gesund!

Dr Ulrike Walter und Team

HNO Nürnberg

Dr. med. Ulrike Walter

Privat- und Selbstzahlerpraxis

Königstr. 33-37,
Ostermayr-Passage
90402 Nürnberg
Tel.: 0911 - 65 64 767
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