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Weizenallergie-Glutenallergie-Weizen / Glutensensitivität

Weizenallergie-Glutenallergie-Weizen/Glutensensitivität

Getreideunverträglichkeit ist inzwischen weit verbreitet.Vor allem Weizen wird oft nicht gut vertragen. Nur bei einem kleinen Teil der Unverträglichkeiten wird auch eine tatsächliche Allergie nachgewiesen. Wesentlich häufiger ist eine Symptombesserung nach einem Auslassversuch über etliche Wochen , ohne dass eine Unverträglichkeit diagnostisch nachgewiesen werden konnte.

Die Symptome sind bunt und können verschiedene Organsystem betreffen:

Urticaria,  atopische Dermatitis, Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfälle, Konzentrationsstörungen, Atembeschwerden, nebel im Kopf und Kopfschmerzen bis hin zu anaphylaktischen Symptomen  wurden beschrieben. Die Reaktionszeit kann als Sofortreaktion bis etwa 2 Tage nach dem Getreidegenuss auftreten, was die Diagnostik oft erschwert.

Der Nachweis der Zöliakie ist relativ einfach, wenn daran gedacht wird. Sie ist eine genetisch determinierte Autoimmunerkrankung mit einer Unverträglichkeit des Klebereiweißes Gluten, das in vielen Getreidesorten vorkommt. Sie kann bei disponierten Personen( DQ2 oder DQ8 positiv) zu einer lebenslangen glutensensitiven Enteropathie mit schwerer Schädigung der Dünndarmzotten führen, wenn nicht lebenslang auf Gluten verzichtet wird. Die Häufigkeit liegt bei 1:200 bis 1:500.

Der Labornachweis erfolgt unter Normalkost durch Nachweis von Antikörpern gegen Gewebstransglutaminase ( IGA/IGG),durch Endomysium-AK ( IgA/IGG) und durch Antikörper gegen deamidiertes Gliadin, wobei die ersten beiden sehr spezifisch für Zöliakie sind. Unter glutenfreier Kost können diese Antikörper bis auf den Normalbereich wieder abfallen. Sie sind auch für die Verlaufskontrolle geeignet. Ein angeborener IgA Mangel muss ausgeschlossen werden. In den Leitlininien wird zumindest für Erwachsene noch eine Dünndarmzottenbiopsie gefordert. Die Therapie besteht in lebenslanger strenger Glutenkarenz.

Eine Weizenallergie erfordert eine positive Reaktion im Prick-to-prick Test und den Nachweis von spezifischem Immunglobulin E gegen Weizen. Allerdings kann der Hauttest ebenso Fehlerquellen enthalten wie auch der Nachweis von spezifischem IGE auf Weizen. Zum Beispiel kann es hier Kreuzreaktionen bei einer Pollenallergie gegen Gräserpollen geben. Bei klinischen Symptomen auf Weizen, positivem Auslasstest und passender Diagnostik kann allerdings von einer Korrelation ausgegangen werden. Hier bietet sich noch als weiterführende Diagnostik die molekulare Allergiediagnostik an. Hier kann eine  Unterteilung der  Reaktion auf Alpha, Beta, Gamma oder Omega Gliadin zB erfolgen, was mit einer systemischen Weizenallergie korreliert.

Die positive Reaktion auf Tri a 14 ( Lipidtransferprotein) kann ebenfalls zu schweren Weizenallergiesymptomen führen.

Eine Besonderheit ist die sogenannte WDEIA=wheat dependent exercise induced anaphylaxis. Dies bezeichnet eine Form der Weizenunverträglichkeit, die nur nach Einwirkung von zusätzlichen Triggerfaktoren auftritt. Dies kann insbesondere anstrengender Sport sein in zeitlichem Zusammenhang mit Weizengenuss. Dies kann von heftigen Magendarmbeschwerden bis zum Auftreten einer Notfallsituation mit Kreislaufschock gehen. Die Symptome können auch Stunden verzögert auftreten. Die Menge des verzehrten Weizens spielt hier nicht unbedingt eine Rolle. Auch Alkohol oder Schmerzmedikamente sind hier als Triggerfaktoren möglich. Als annähernd gesichert gilt der Nachweis von Antikörpern gegen Tri a19 ( omega 5 Gliadin), die bei etwa 80 % der Betroffenen positiv sind, etwas seltener kommen Antikörper gegen Tri a 14 vor.

Eine weitere besondere Form der Glutenunverträglichkeit ist das Auftreten von neurologischen Symptomen nach Glutengenuss. Hier sind besonders Schwindel, Gangstörungen, Krampfanfälle und Koordinationsstörungen zu nennen. Wichtig ist vor allem, überhaupt den Zusammenhang zu erkennen. Der Nachweis von Autoantikörpern gegen humane neuronale Transglutaminase 6 (TG6) macht in Kombination mit den klinischen Symptomen die Diagnose der neurologischen Auswirkungen einer Glutenunverträglichkeit wahrscheinlich. Selbstverständlich müssen auch immer andere Ursachen derartiger Störungen ausgeschlossen werden wie zB B12oder B1 Mangel und viele andere.

Bleibt die Diagnostik auf TG6 negativ, sollte auf jeden Fall unter Mitbestimmung von IGA noch die Antikörper auf Transglutaminase 2 bestimmt werden, den Antikörpern gegen Gewebstransglutaminase bei Zöliakie.

Was aber ist, wenn nichts in der Diagnostik nachgewiesen werden kann und der Patient dennoch auf Weizen oder Gluten reagiert? Dieser Symptomenkomplex wird als Nicht-Zöliakie-Nicht Weizenallergie-Weizensensitivität - bezeichnet. Hier werden weder allergische noch autoimmune Mechanismen zugrundegelegt und ist eigentlich eine Ausschlussdiagnostik. Das Weizenkorn enthält ja viele verschiedene Proteine und dazu gehören auch Lektine und die ATIs(AmylaseTrypsininhibitoren). Diese haben  Reifungsaufgaben für das Korn und sollen Schutz vor Parasiten und Fressfeinden  gewährleisten. Auch diese Proteinanteile können vermutlich für  Verdauungsbeschwerden, Kopfschmerzen oder Müdigkeitserscheinungen verantwortlich gemacht werden.

Der Nachweis dieser Art von Weizenunverträglichkeit ist bisher schwierig. ATIs lassen sich bisher gar nicht nachweisen. Jedoch kann man Antikörper gegen die Lektine (Weizenkeim-Agglutinin-IgG) nachweisen. Das Weizenkeim Agglutinin kann an Mucosazellen im Dünndarm binden und dort Entzündungen auslösen. Die Lektine befinden sich vornehmlich unter der Schale ,so dass Vollkornernährung besonders oft Beschwerden auslösen kann. Ein einfaches Toastbrot wird oft besser vertragen, besonders wenn es getoastet wurde. Besonders der moderne Weizen enthält sehr viele verschiedene Proteine, die von unserem Verdauungssystem häufig nur unvollständig aufgeschlüsselt werden können und Beschwerden hervorrufen. Dinkel und Emmer sowie Einkorn sind oft  besser verträglich und auch die Menge kann entscheidend sein. Außerdem wird Sauerteigbrot oft besser vertragen.

ATIs haben generell proentzündliche Eigenschaften und aktivieren Immunzellen. Eine spezielle Diagnostik ist hier bisher nicht möglich. Es bleibt nur der Auslassversuch und die anschließende Provokation, die aber natürlich nicht spezifisch beweisend für die ATI bedingte Ursache der Beschwerden ist.

Generell ist das Thema komplex und hier sicher nur in den Grundzügen erläutert. Die sogenannten FODMAPs( Zucker und Zuckeralkohole) können durchaus ähnliche Beschwerden hervorrufen.

Immer sollte auf jeden Fall ein leaky gut ausgeschlossen werden und das Mikrobiom betrachtet werden. Auch die Sensibilität des enterischen Nervensystems und seine Auswirkunge auf sämtliche Vorgänge im Gastrointestinaltrakt darf nicht unterschätz werden. Dafür spricht die hohe Anzahl von Stresspatienten mit Darmbeschwerden.

Eine individuelle, genaue Anamnese und eine gezielte Labordiagnostik bringen die Dinge auf den Punkt. Aber nie sollte bei anhaltenden Beschwerden auf eine endoskopische Abklärung verzichtet werden!

Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit

Dr Ulrike Walter und Team

HNO Nürnberg

Dr. med. Ulrike Walter

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